Der Weg:
Der Goldsteig ist einer der längsten Fernwanderwege in Deutschland und führt im Osten Bayerns von Marktredwitz nach Passau. Nach dem ersten Drittel kann man sich auf der deutschen Seite für die südliche oder nördliche Variante entscheiden oder man wechselt auf die tschechische Seite und folgt dem Alternativweg dort. Je nach Route, sind plus/minus 20 Etappen vorgesehen und 400+ km. Mehr Informationen findet man auf der Website http://www.goldsteig-wandern.de
Unsere Route:
Da nur die nördliche Route in die Bergwelt und durch den Nationalpark Bayerischer Wald führt, war das unser Favorit. Wir haben hier aber auch die meisten Schwierigkeiten bei der Buchung von Unterkünften erwartet, da mehrere Übernachtungen auf den Gipfeln in „Schutzhäusern“ mit begrenztem Platz vorgesehen sind. Letztlich hatten wir aber gerade dort am wenigsten Probleme und konnten die Nordroute komplett wandern. Um passende Schlafmöglichkeiten zu finden und den Hitzetagen mit mehr als 35 Grad zu entgehen, haben wir Start- und Endpunkte angepasst und sind auf 25 Etappen mit 477 km und ca. 12.000 Höhenmetern gekommen.
Für einen ersten Eindruck, einfach das Bild anklicken und in der Galerie stöbern.
Übernachtung und Verpflegung:
Es gibt leider kaum offizielle Campingmöglichkeiten, so dass wir auf Gasthöfe und Pensionen bzw. Jugendherbergen angewiesen waren und nur zweimal das Zelt nutzen konnten. Im Nationalpark verbietet sich „freies Zeltcamping“ von selbst, aber wem das Zelt, auch wegen der Kosten, mehr am Herzen liegt, sollte sich die tschechische Route genauer anschauen oder vor Ort bei Bauern oder Gasthöfen fragen. Wir haben es selbst nicht genutzt, aber ab und zu gehört, dass das nicht unüblich ist. In den nächsten Jahren sollen zusätzlich mehrere Trekkingplätze am Goldsteig entstehen. Zelten im Wald wird dagegen generell von den Förstern nicht gern gesehen und ist den potentiellen Ärger auch nicht wert. Wir waren im Juni/Juli 2022 unterwegs, zum Teil in den Pfingst- aber auch schon in den norddeutschen und tschechischen Sommerferien. An manchen Tagen haben wir mehrere Absagen (voll oder keine Lust auf eine-Nacht-Gäste(?)) erhalten. Im Gegenzug waren wir oft die einzigen Übernachtungsgäste und wurden mehr als herzlich und sehr persönlich aufgenommen und extra für uns gekocht. Das Essen ist übrigens generell reichhaltig und öfter auch sehr gut – wenn man Fleisch, insbesondere Braten und Schnitzel mag. Salatliebhaber sollten eher „weniger“ und Gemüsefreunde eher „nichts“ erwarten. Vegetarier finden auf der Karte oft nur Kässpatzn und/oder Kaiserschmarrn – und natürlich Kuchen, meist hausgemacht und in ausreichender Größe um als volle Mahlzeit zu gelten. Sonst hält man sich an die Tradition der Mönche zur Fastenzeit und wendet sich den lokalen Bierspezialitäten zu. Wir hatten kaum zweimal das gleiche Bier und waren nie enttäuscht. Auf keinen Fall versäumen sollte man das Kennenlernen der Zoigl-Tradition in der nördlichen Oberpfalz, bei der reihum im Ort „hausgebrautes“ Bier ausgeschenkt wird inklusive einer guten Brotzeit. Zwei Euro für die Halbe (in Falkenberg) war da schon fast zu viel des Glücks.
Unsere Erfahrung:
Was macht den Goldsteig so besonders und empfehlenswert?
Immer wieder überraschend und wohltuend war für mich die Stille, genauer gesagt die Abwesenheit von Zivilisationsgeräuschen. Stundenlang waren weder Flugzeuge noch Autos oder Maschinen zu hören – und das nicht nur im Nationalpark. An manchen Tagen waren die eigenen Stimmen auf der Etappe die einzigen menschlichen Töne.
Für die Augen sehr angenehm, aber umwelttechnische Steinzeit, sind die fehlenden Windräder auch wenn Solaranlagen viele Häuser und Scheunen bedecken. Im Norden führen die Wege meist über Felder, Wiesen und durch Wälder aber auch die Tirschenreuther Teichpfanne mit den vielen kleinen Fischteichen war ausgesprochen schön. In der zweiten Hälfte dominieren die Berge, von deren absoluter Höhe man sich nicht täuschen lassen sollte. Egal ob Steinernes Meer, Himmelsleiter oder Steinerne Wand oder einfach nur „normale“ Gipfeltouren, 700 bis 1000 Höhenmeter kommen schnell an einem Tag zusammen und die Aussichtspunkte und Gipfel sind einfach nur schön. Im Nationalpark geht es meist durch Wälder, in die der Mensch vielfach seit 50 Jahren nicht mehr eingreift. Nicht immer so vordergründig schön grün und dicht wie in den bewirtschafteten Teilen, aber wenn man sich darauf einlässt, von einer besonderen Schönheit. Die Schachten, ehemalige Almwiesen, die heute als Kulturdenkmäler erhalten und von der Versteppung bzw. Verwaldung bewahrt werden, lockern auf, ebenso wie die Driftseen, künstlich aufgestaute Seen, die zum Holztransport ins Tal genutzt wurden. Auch wenn es immer mal wieder „Transitetappen“ gibt, die besonders einprägsame Regionen verbinden, langweilig wird einem nie.
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